In meiner Beschäftigung mit dem Thema der Nachhaltigkeit werde ich oft gefragt, was man denn als Einzelne/r tun kann. Mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen, weniger Fleisch konsumieren, Licht abdrehen, sind Antworten, die die meisten für sich rasch finden. Vielfach sind es aber nicht die offensichtlichen Dinge, die bewussten Dinge, die der/die Einzelne tun kann, um nachhaltiger zu agieren. Oft braucht es auch einfach etwas Hinterfragen. Eines der Beispiele, das ich hier bringen möchte, ist das Einkaufen bei Online-Händlern, vornehmlich den ganz Großen. Bei genauem Hinterfragen stellt man nämlich rasch fest, dass es ausreichend nachhaltige Gründe gibt, dies nicht mehr zu tun.
- 1.) Nur Einkaufen in der Region schafft Arbeitsplätze in der Region
- 2.) Unsere kleinen Unternehmen zahlen auch hier ihre Steuern
- 3.) Faire Arbeitsbedingungen sind Pflicht
- 4.) Es gibt oft preisliche keinen Grund
- 5.) (Preisgebundene) Artikel quer durch Europa zu karren, ist ökologischer Wahnsinn
- 6.) Eine Marktkonzentration hat nicht oft etwas Gutes zur Folge
- 7.) Ein bisschen Bewegung hat noch keinem geschadet
1.) Nur Einkaufen in der Region schafft Arbeitsplätze in der Region
Das für mich wesentlichste Argument ist ein ganz simples: Wer in der Region kauft, der sorgt dafür, dass die Menschen dort Arbeit haben. Frei nachdem Prinzip von Heini Staudinger /GEA „Wenn Waldviertler Waldviertler kaufen, dann schaffen Waldviertler für Waldviertler Arbeit.“. Zu oft muss ich hören, dass die kleinen Geschäfte in der Region zunehmend verschwinden und dass das so schade sei. Wenn man aber nachfragt, wann den der/die Klagende das letzte Mal dort einkaufen war, dann herrscht meist betretenes Schweigen. Wer zum Beispiel Bücher im kleinen Laden an der Ecke kauft, der sichert nicht nur die Marktvielfalt in der Region, sondern sorgt auch für Arbeitsplätze.
2.) Unsere kleinen Unternehmen zahlen auch hier ihre Steuern
Gerade erst sind wieder einige der großen Versandhäuser in Misskredit geraten, da sie ihre Geschäfte mit komplizierten Beteiligungsstrukturen so aussteuern, dass sie kaum mehr Steuern bezahlen müssen. Der weltgrößte Händler Amazon etwa hat seinen Europa-Sitz in Luxemburg und führt demenstprechend wenig Steuern ab. Mir ist es lieber, wenn ich weiß, dass meine mitbezahlte Umsetzsteuer, die Einkommenssteuern des Händlers und seines Personals, die Gebühren und Kommunalabgaben, usw. unserem Land und der Region zu Gute kommen.
3.) Faire Arbeitsbedingungen sind Pflicht
Eben genannter Anbieter ist auch erst wegen schwerer Vergehen gehen Arbeitsgesetze und Ausbeutung von Leiharbeitskräften in Verruf geraten. Wir wissen schlichtweg nicht, welche Arbeitsbedingungen vor Ort herrschen. Bei meinem Buchhändler am Eck kann ich mich täglich persönlich davon überzeugen und weiß, dass seine MitarbeiterInnen eine faire Bezahlung erhalten.
4.) Es gibt oft preisliche keinen Grund
Besonders bei Büchern gibt es eine Vielzahl an Argumenten, die gegen einen Onlinekauf sprechen. Ein Gravierendes ist die Preisbindung. Es gibt preislich keinen Grund, ein Buch online einzukaufen. Es wird dadurch nicht billiger. Andere Artikel mögen online etwas billiger sein, aber uns muss bewusst sein, dass wir damit auch MitarbeiterInnenn die unter dem Kollektivvertrag bezahlt werden, und Unternehmen, die keine Steuern zahlen, „mitkaufen“. Da lässt sich leicht billig sein.
5.) (Preisgebundene) Artikel quer durch Europa zu karren, ist ökologischer Wahnsinn
Was besonders bei Büchern, aber auch vielen anderen Artikeln, noch dazu kommt, ist die ökologische Dimension. Artikel, die ich um die Ecke einkaufen kann, quer durch Europa zu führen, meist auf der Straße in LKWs und nicht mit der Bahn, ist der ökologische Wahnsinn. Bei preisgebundenen Artikeln wie Büchern ist das nochmals gravierender. Die Langfristschäden zahlen wir alle – nicht die Anbieter. Regionaler Einkauf bedeutet auch eine deutliche CO2 Entlastung.
6.) Eine Marktkonzentration hat nicht oft etwas Gutes zur Folge
Die Marktmacht konzentriert sich derzeit in einigen Bereichen bei einigen wenigen Anbietern. Nicht alle davon gehen mit der Ihnen vom Konsumenten gegebenen Einkaufsmacht ordentlich um. Druck auf Händler, de facto unter ihren Produktionskosten anzubieten und das bewusste Schüren eines Wettbewerbs sind hier nur zwei genannte Folgen. Eine Verteilung auf mehrere Player bringt in der Regel auch einen faireren und niveauvolleren Wettbewerb, in dem alle leben können.
7.) Ein bisschen Bewegung hat noch keinem geschadet
„Aber es ist halt so bequem, wenn man nur zum Postkasten gehen muss“ ist ein oft gehörtes Argument. Mag schon sein. Wir bewegen uns im Schnitt aber nur mehr 3 Stunden pro 24-Stunden-Tag. Und da sind die Sportler, die deutlich mehr machen, schon mitgerechnet! Ein bisschen mehr Bewegung, etwa der Spaziergang zum Buchhändler an der Ecke, hat noch niemandem geschadet und hat neben dem körperlichen Aspekt auch noch einen, den wir in der virtuellen Welt zunehmend vermissen: Man begegnet echten Menschen! Die kann man was fragen, die beraten einen und die kann man nett grüßen und verabschieden. Für die menschliche Psyche sind diese Begegnungen elementar wichtig. Es gibt sogar Theorien, die besagen, dass wir Menschen überhaupt nur Glück in zwischenmenschlichen Begegnungen erfahren können.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen meinen Punkt mit diesen einfachen 7 Begründungen etwas näher bringen. Es ist recht einfach, etwas zu tun. Das ist ein Beispiel dafür. Und davon haben wir alle was. Darum merke: Handle stets so, als mache es einen Unterschied!