Familienfreundlichkeit in Unternehmen wird zunehmend zu einem wichtigen Bestandteil eines soliden Employer Brandings. Für 9 von 10 Beschäftigtenim Alter von 25-39 Jahren mit Kindern ist dieses Thema bereits genauso wichtig wie etwa Gehalt. Tatasächlich können Unternehmen, die im Bereich Vereinbarkeit von Familie und Beruf ihre Leistungen ausbauen, hier einen großen Unterschied erwirken und so attraktiver werden am Arbeitsmarkt.
Allerdings haben sich die Anforderungen gewandelt. Galt es früher eine Vereinbarkeit für die klassische Vater-Mutter-Kind-Familie zu schaffen, so sehen sich Arbeitnehmer heute mit ganz anderen Konstallationen und Herausforderungen konfrontiert. Auch diese suchen Berücksichtigung in den Modellen, die Unternehmen anbieten.
Patchwork wird zur Normalfamilie
Fast jede zweite Ehe in Österreich wird geschieden. Besonders drastisch sind die Zahlen im städtischen Raum. Über 7.700 Ehen wurden etwa 2009 in Wien geschlossen, über 5100 geschieden. Daraus resultieren zahlreiche Alleinerzieher-Familien und Patchworkfamilien.
Rund 7% aller Kinder in Österreich leben in Patchworkfamilien, rund 21% aller Familien in Österreich sind „Alleinerzieher-Familien“
Die Betroffenen stellt dieser Umstand oft vor große Herausforderungen. Flexibilität ist das Zauberwort. Besonders in Alleinerzieher-Konstellationen profitieren MitarbeiterInnen sehr von flexiblen Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung. Auch zentral organisierte Betreuungsmöglichkeiten an zB Fenstertagen stellen hier eine große Unterstützung dar.
Pflegeverpflichtungen nehmen zu
Es sind jedoch nicht immer die Jungen, die spezielle Bedürfnisse hinsichtlich Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben. Vor allem die erfahrenere Mitarbeiterschicht ist oft mit einer anderen Herausforderung konfrontiert, nämlich der der Pflege eines nahen Angehörigen.
420.000 Menschen beziehen in Österreich aktuell Pflegegeld, das sind rund 5% der Bevölkerung! 83% der Betroffenen wird zu Hause gepflegt.
Nach Schätzungen des deutschen Wirtschaftsministeriums haben bereits rund 10% aller Beschäftigen Pflegeverpflichtungen. Anhand der Demografie und der aktuellen Diskussionen rund um die Kosten von Pflege lässt sich erahnen, dass diese Zahl in den kommenden Jahren noch um einiges zulegen wird.
Derzeit sehen viele Modelle von Unternehmen noch keine Maßnahmen für diese Fälle vor. Gerade in den kommenden Jahren ist es daher für Wirtschaft und Politik an der Zeit, sich auch diesem Thema in einem speziellen Ausmaß zu widmen.
Erfolgreiche Beispiele
Aus dem Audit berufundfamilie heraus hier einige erfolgreiche Beispiele von Maßnahmen, die Unternehmen setzen, um diesen Herausforderungen zu begegnen und neben der Unterstützung der MitarbeiterInnen vor allem auch einen betriebswirtschaftlichen Nutzen für sich zu erwirken. Reduzierung der Krankmeldungen und Ausfälle, Reduzierung der Pflegetage und höhere Motivation sind nur einige davon.
- Definition eines allumfassenden Familienbegriffs im Unternehmen
- „Flying Nanny Service“ an Fenstertagen
- Spezielle Betreuungsprogramme, vor allem im Sommer
- Möglichkeit der temporären Reduktion der Arbeitszeit (v.a. bei familiären Krisen)
- Employee Assistance Programme (rechtliche und persönliche externe Beratung für MitarbeiterInnen)
- Family Days, an denen Kinder mit an den Arbeitsplatz genommen werden können
- Möglichkeiten einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung, etwa über Arbeitszeitkonten oder variabler Arbeitszeit ohne Kernzeit
Das Audit berufundfamilie unterstützt Unternehmen gezielt bei der Erarbeitung passender Maßnahmen und Lösungen für das eigene Unternehmen. Zusätzlich zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit der MitarbeiterInnen gibt es außerdem das staatliche Gütezeichen als Beweis nach außen dafür. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.